Irene Rodrian

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Meines Bruders Mörderin

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Meines Bruders Mörderin
Verlag: HEYNE ISBN-10: 3-453-43237-1 ISBN-13: 978-3-453-43237-6
Erschienen: Dezember 2006 (Erstauflage bei List Herbst 2002)
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  Der Mann, den sie sich als Opfer ausgesucht hatte, war etwa fünfzig. Deutscher, vielleicht auch Schweizer. Er sah gut aus für sein Alter. Volles Haar mit grauen Schläfen, Sonnenbrille, markantes Kinn, Ganzjahresbräune. Segelschuhe und weiße Jeans. Ein lässiges Hemd aus schwarzer Wildseide konnte die durchtrainierten Schultern nicht verbergen. Die limitierte Platinuhr an seinem Handgelenk wäre einem Amateur sicher nicht aufgefallen. Aber Barbara war Profi. Sie war erst vierundzwanzig, sie war die Beste.
Automatisch streckte und krümmte sie die Finger, um ihre Beweglichkeit zu steigern. Barbara war nicht sehr groß, knapp eins sechzig. Schmal und dunkelhaarig. Sie fiel hier nicht auf. Geschmeidig schob sie sich wischen den Schaulustigen hindurch, um Mr. Platin nicht zu verlieren. Plötzlich tanzten kleine Funken vor ihren Augen. Sie blieb stehen. Das Atmen machte ihr Mühe. Die Luft war gesättigt von Diesel, Feuerwerkschemie, billigen Parfums und frisch frittierten churritos.
Das war keine gute Basis. Barbara konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal richtig gegessen hatte. Aber es war nicht nur der Hunger, sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Sie folgte diesem Mann jetzt schon zehn Minuten, aber das erregende Prickeln, mit dem ihr Jagdinstinkt normalerweise auf eine so viel versprechende Beute reagierte, blieb aus. Irgendetwas stimmte nicht.
Sie überhörte die Warnsignale. Sie brauchte das Geld dringend. Mehr als dringend. Sie musste diese einmalige Gelegenheit nutzen.
Es war der 23. Juni, San Juan. Für Barcelona die größte Fiesta des Jahres. ...
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